Über Sonnenschutz, Lichtkultur, Fotodruck, das Universum und den ganzen Rest
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Datum: 15.4.2015

Zeitgeist: Sicherheit beim Einkauf online...?

Ich bin nun schon viele Jahre im Bereich des Online-Verkaufs tätig. Ich begann 1998 mit "Music On Demand" (MOD). Meine Arbeitsstelle als "Liquid Audio" Server-Administrator, Berater und Audiotechniker war damals seiner Zeit weit voraus. Die großen Musik-Verlage reagierten sehr zögerlich und hatten Angst "ihre Musik" könne ja dann "illegal" kopiert werden... Sie würden nicht mehr Abermillionen mit wieder und wieder aufgelegten LPs, CDs, "best ofs" alter Stars und Sternchen machen. Apple hatte mit iTunes dann einige Jahre später dieses Vertrauen von Sony (SME), BMG und wie sie alle heißen gewinnen können und sogar mp3 ist - obwohl schon vor 2000 veraltet - weiterhin das Format der Wahl.

Ich habe danach einige Zeit als Programmierer für einen online Last-Minute-Reisen Anbieter gearbeitet. Eine der interessantesten Informationen seiner Zeit war wohl, dass es so gesehen gar keine "last minute" Reisen geben solle. Man nannte die Pauschalangebote einfach so, weil's nach Schnäppchen klingt und somit Käufer besser anlockt.

Über die Jahre hat sich das Einkaufen und Bestellen via "dem Internet" immer weiter etabliert und ist zu einer normalen Angelegenheit geworden. Ich bin nun selbst (online) Händler, besitze aber nicht umfassende Fantasie genug, um mir vorstellen zu können, welch kriminelle Energien es beim "Online-Betrug" alles geben mag. Ich staune auch heute noch über E-Mails - angeblich aus einem beliebigen afrikanischen Land in dem z.B. Verwandte eines vertriebenen Präsidenten vertrauensvoll ihr Guthaben von mehreren Millionen Dollar auf mein Konto parken wollen. Ich hab das schon im letzten Jahrtausend erstaunlich gefunden, dass Menschen wirklich auf solcher Art von Betrug eingehen würden...?!

Wie auch immer, in einem bin ich mir sicher: jemand der reinweg vor hat, seine Kunden zu betrügen, sollte nicht lange sein "online Geschäft" betreiben können, ohne das es bald auf Grund rechtlicher Klagen vom Netz genommen werden würde.

Um nun das Vertrauen der online einkaufenden Bürger einfacher gewinnen zu können, haben sich - was ich als "parasitäre Märkte" bezeichne - sog. "Sicherheitsanbieter" etabliert. D.h. ich als Händler kann mir für nicht unerheblich wenig Geld (wir reden hier von über 1000 Euro im Jahr bei zwei Domains) ausgedachte "Siegel" als Graphiken oder "Zertifikate" von irgendwelchen Firmen (meist nicht-deutschen Ursprunges) erkaufen oder "mieten" und auf meine Web-Seite(n) legen und damit Ihnen, werter Kunde, eine gewisse Sicherheit "vorgaukeln". Diese Firmen fungieren also als symbolische Garantie, dass es auf dem Shop, den Sie besuchen mit rechten Dingen vor sich geht. Dazu müssen(!) Sie aber immer noch überprüfen, ob diese Siegel wirklich "echt" sind, denn eine Graphik mit funkelnden Sternchen, kann sich jeder auf seine Web-Seite legen.

Nun ist es meine erklärte Absicht redliches Geschäft zu führen. Es kommt immer wieder mal vor, dass Hersteller oder Lieferanten eine bestimmte Ware temporär nicht vorrätig haben. Sie kann entweder gar nicht mehr geliefert werden, z.B. weil eine Firma die Produktion eingestellt hat oder es gibt eine zuvor nicht bekanntgegebene Verzögerung. Dies ist dann ärgerlich und es wäre eine wundervolle Welt, wenn wir das alles schon immer vorher wüssten. Dann würde ich solch ein Produkt gar nicht erst anbieten und niemanden in die missliche Lage versetzen nun darauf warten zu müssen.

Nun kommt es aber doch gelegentlich mal vor, z.B. bei einigen Glasschirmen. Dies ist bedauerlich! Und ich muss mich an dieser Stelle bei meinen verständnisvollen und geduldigen Kunden bedanken, die entweder gewartet haben oder einfach und ohne Verzögerung ihr Geld von mir zurück erhalten haben. Muss es deswegen aber EU-Gesetze geben, die es einfacher gestalten jeden beliebigen Händler bestrafen zu können? Ich meine, solange es nicht wirklich vorsätzlich geschehen ist.

Öffentliche Bewertungen können einen Eindruck darüber vermitteln, wie gut ein Online-Shop und sein Kundenservice funktioniert. Aber(!) auch dieses Bewertungen können gefälscht oder sogar erkauft sein. Suchen Sie mal "im Web" nach "gekaufte Bewertungen". Es gibt "Firmen", die sich auf so etwas spezialisiert haben sollen. Selbst die Bewertungen der "Siegel-Anbieter" sind dabei keine Sicherheit, denn man kann sich als Händler durchaus selbst bewerten.

Hinzukommt außerdem, dass man als Online-Händler vorsichtig sein sollte, seine Kunden um solche Bewertungen zu bitten, weil solche E-Mails als SPAM oder unlautere Werbung gewertet und abgemahnt werden können. Wenn ich Sie um eine Bewertung bitte, haben Sie zuvor eingewilligt und ein Häkchen bei der Bestellung gesetzt. So wie es empfohlen wird...

Übrigens bewertet in der Branche, in der ich Waren anbiete (Sonnenschutz und Messingleuchten), kaum ein Kunde freiwillig - bzw. von sich aus. Die Kunden müssen schon explizit darum gebeten werden. Während es z.B. bei ebay Sinn macht (gerade wegen der privaten Einzelverkäufe), wird es bei regelmäßigen Käufen irgendwann lästig, ständig alles bewerten zu sollen, oder nicht? Auf 40 Bestellungen bei mir setzen etwa 10 Kunden einen Haken, dass Sie bereit wären, später zu bewerten. Ich finde das schon recht viel, kann deswegen aber auch nicht mit tausenden von Bewertungen protzen.

Interessanter Weise halten sich z.B. "Ekomi" und "Trusted Shop" (die die also für Sicherheit, Recht und Ordnung stehen wollen) selbst NICHT an diese Vorgabe und betteln auch unerlaubt um Bewertungen. Ich bin selbst Konsument und habe nach Einkäufen bei online Shops E-Mails mit Bitten um Bewertung von erhalten, OHNE das ich dazu eingewilligt habe! D.h. diese Händler senden ihren Kunden sog. SPAM. Und das ist - aus gutem Grunde - in Deutschland verboten. Die beiden genannten "Anbieter" scheinen bei Google auch ein Vorrecht darauf zu haben, dass die Sternchen in Suchanzeigen als Vertrauenselement auftauchen. So können sich große Firmen gegenseitig ihre (parasitäre) Märkte sichern?!

Ja und deshalb habe ich im Januar den Vertrag mit solch einem "Siegel"-Anbieter nicht wieder neu abgeschlossen. Es sollte auch ohne gehen können. Da gab es zwar einen "Käuferschutz", falls Sie von mir die Ware nicht kriegen. So etwas gab es bis jetzt aber noch nie. Es sei denn, Waren waren nicht mehr verfügbar, dann gibt es einfach sofort das Geld zurück!

Um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen, werde ich aber wohl nicht umhin kommen, meine Seiten auf gesetzliche Korrektheit überprüfen zu lassen. Es kostet so viel Lebenszeit sich mit solchen eigentlich irrelevanten Dingen zu befassen, oder? Würde unsere (alternativlose?) kapitalistische Gesellschaft die Art mit Geld umzugehen anders handhaben - also die Schere zwischen Arm und Reich - könnten mit Sicherheit (kleenet Wortspiel) auch kriminelle Energien auf ein Minimum reduziert werden...

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